Eine Kollegin, eine Kieferorthopädin, hatte beim Schlafen Probleme mit Zähnepressen und wachte morgens mit Gesichtsschmerzen auf. Sie berief sich darauf, einen so starken Tiefbiss zu haben, dass dieser mit kieferorthopädischen Maßnahmen nicht zu behandeln sei. Sie störte sich auch an der Verschiebung der Mittellinie, weil dies hässlich sei. Sie sah die Lösung in einer oberen und unteren Vollbrücke, bei der nur das Ausmaß der Bisserhöhung zu berücksichtigen sei.
Bei der Untersuchung der Kollegin stellte ich fest, dass die rechte Gelenkscheibe aus dem Gelenk herausgeschoben war.
Ich sagte ihr, dass nicht der Tiefbiss das Problem sei, das behandelt werden sollte. Sie brauchte definitiv eine Bisserhöhung, aber keinesfalls eine generelle Vergrößerung des vertikalen Abstands. Sondern nur eine Erhöhung auf der rechten Seite hinten, um das rechte Gelenk auseinander zu ziehen. Ich riet ihr auf jeden Fall von der Überkronung aller Zähne ab.
Ich habe ihr gezeigt, dass die Position der Kiefergelenke durch den Biss bestimmt wird. Ihr Biss musste anpasst werden, um die richtige Gelenkposition zu erhalten. Wenn die Gelenke in der richtigen Position sind, haben die Muskeln nichts zu kompensieren. Daher können die Symptome einer verkrampften Muskelaktivität verschwinden. Und wenn wir erreichen, dass sie zu 99%-b des Tages ihre Zähne nicht geschlossen hält, spielt es dann eine Rolle, ob sie einen Tiefbiss hat oder nicht und wohin die Mittellinie verschoben ist?
Die neuen Informationen widersprachen ihren Vorkenntnissen. Mit der Entscheidung für eine Behandlung geht sie gegen ihre bisherige Praxis. Wenn sie die neuen Informationen ablehnt und zu ihrer früheren Überzeugung steht, kann ihre Gesundheit geschädigt werden.
Wenn wir vom Kiefergelenk ausgehen und als Ziel der Behandlung die gesunde Funktion der Kaumuskulatur erreichen wollen, kommen wir zu einer Erkenntnis, die unserem bisherigem Verständnis widerspricht.