Kiefergelenkbehandlung

Das Kiefergelenk muss nicht behandelt werden, da es aufgrund des gewebebildenden Regenerierungseffektes sich selbst wieder aufgebaut – so haben wir das gelernt.

Jeder Zahnarzt sollte sich jedoch mit der Behandlung des Kiefergelenks befassen, da der Erfolg oder Misserfolg der Zahnbehandlung von der Position des Gelenkkopfes des Kieferknochens (Kondylus) im Biss abhängt. Die häufigste Ursache für erfolglose Zahnbehandlungen ist die Zwangsstellung des Kondylus im Biss.

Wenn im Biss nicht genügend Platz für den Diskus vorhanden ist, verschiebt der Kondylus diesen und drückt ihn mit einem Klickgeräusch aus dem Gelenk heraus. In diesem Fall unterstützt der Diskus die Kondylenbewegung nicht nur, sondern hemmt diese auch (dies kann sogar eine Mundsperre verursachen).

Sobald der durch den Biss erzeugte Druck sich auflöst, springt der Diskus bei minimaler Mundöffnung sofort an seinen Platz zurück. Im Laufe der Zeit wird die Reposition des Diskus erst bei einer mittleren Mundöffnung und später nur noch bei einer großen Mundöffnung (wie z. B. Gähnen) erreicht. Danach klickt das Gelenk nicht mehr, da sich der Diskus nicht mehr erholen kann. Der Diskus hat keine eigene Blutversorgung, so dass er sich nur begrenzt regenerieren kann.

Wir reden von einer Bissstörung, wenn ein Biss eine Zwangsstellung des Kondylus verursacht.

Der Kondylus kann sich im Verhältnis zu seiner idealen Position oben, unten, vorne, hinten, rechts oder links befinden. Die Zwangsposition des Kondylus führt zu einer Fehlfunktion der Kaumuskulatur. Eine Fehlfunktion der Kaumuskulatur äußert sich in Form von Zähneknirschen und wenn die Bewegung der Kiefer durch die Zähne blockiert werden, in Form von Zähnepressen, welche zu Gesundheitsproblemen und starken Schmerzen (TMD) führen können.

Wenn sich die Kondylen in der richtigen Position befinden, entspannen sich die Kaumuskulatur nach Erreichen des Bisses reflexartig, wodurch die Symptome der Muskelspannung im Allgemeinzustand des Patienten gelindert werden.

Ein guter Biss bedeutet, dass der Biss zur richtigen Position der Gelenksköpfe der Kieferknochen führt.

Der Zweck der Kiefergelenksbehandlung besteht darin, den Kondylus korrekt im Biss zu positionieren.

Wenn wir von dem Kiefergelenk ausgehen und als Ziel der Behandlung die gesunde Funktion der Kaumuskulatur erreichen wollen, kommen wir zu einer Erkenntnis, die unserem bisherigen Verständnis widerspricht.

Da ein korrekter Biss physiologisch die reflexartige Öffnung des Mundes auslöst, gibt es im Biss keine Seitwärtsbewegung. Daher ist Zähneknirschen pathologisch.

Weil der richtige Biss die reflexartige Öffnung des Mundes auslöst, ist die „Front- und Eckzahnführung des Kiefers“ nur physiologisch während sich die Kiefer in den Biss bewegen.

Da auch ein Tiefbiss die richtige Position der Kondylen sichern kann, was eine reflexartige Öffnung des Mundes auslöst, muss ein Tiefbiss nicht unbedingt behandelt werden (es sei denn, er erfordert eine ästhetische Korrektur).

Es werden zwei Arten von Bisserhöhungen unterschieden: die halbseitige Bisserhöhung, die die Gelenke auseinanderziehen soll, und die inzisale Bisserhöhung, die das Gesicht verlängern soll. Typischerweise wird die Kiefergelenkbehandlung mit einer halbseitigen Bisserhöhung durchgeführt. Ein prägnantes Heben des Bisses ist nur im Falle eines abgesunkenen Bisses erforderlich.

Es ist ratsam, den auf einen individuellen Wert programmierten Artikulator, den Gesichtsbogen und die Stützstiftregistrierung zu verwenden, um die richtige Position der Kondylen im Biss zu bestimmen.

Da ein korrekter Biss eine reflexartige Öffnung des Mundes auslöst, muss man sich bei der Herstellung eines Zahnersatzes nicht mit den seitlichen Bewegungen befassen. Ein Zahnersatz sollte in einem Okkludor hergestellt werden.

Das Kiefergelenk im Mittelpunkt der Behandlung führt zu einem Paradigmenwechsel.